Mittwoch, 17. Juni 2015

Geschichte Reise zum neuen Institut

Er hieß Nikolai Iwanowitsch Wawilow. Hieß, denn er ist schon ein Weilchen tot. Dieser Mann hatte eine Idee, die dazu führen könnte, dass einmal die Welt nicht verhungern muss. Einzelne Länder hat er bereits gerettet, Russland gehört nicht dazu. Sonst würde man ihm seine Verdienste vielleicht mehr danken.
Nikolai Iwanowitsch Wawilow - Wawilow war Biologe. Botaniker, um genauer zu sein. Seine Leidenschaft galt den Nutzpflanzen, deren Samen er auf der ganzen Welt sammelte und konservierte. Um die Welt zu retten. Doch wie rettet man mit hunderttausenden Papiertütchen voller Pflanzensamen die Welt? Im Waterpark Belterwiede Rabatt hab ich einen Bericht darüber gelesen.
Ein Beispiel. Wir ernähren uns zum übergroßen Teil von nur einer Hand voll Nutzpflanzen. Vier, um genau zu sein. Reis, Weizen, Soja und Mais ernähren die Welt. Was ist, wenn dem Weizen etwas passiert? Was ist, wenn aus irgendeinem Grund der Weizen wegfällt, der immerhin knapp 20% der weltweit konsumierten Kalorien liefert? Wäre das ein Problem? Wawilow dachte das. Und begann zu sammeln. Nicht nur Weizen. Sämtliche Nutzpflanzen, die er findet konnte.
Auf allen fünf Kontinenten. Er war ein Sohn vermögender Eltern und konnte sich seine Reisen vielleicht selber bezahlen. Möglicherweise gab es zu seinen Zeiten auch einen höheren Wissenschaftsetat mit mehr Reisemitteln. Wie er seine Reisen finanzierte, weiß ich nicht. Ich ahne allerdings, dass das heutzutage kaum mehr möglich wäre, wo es nicht mal mehr möglich ist, das dabei gesammelte Material zu bewahren.
Wawilow legte den Grundstein für die heute älteste und weltweit drittgrößte Sammlung an Nutzpflanzensamen. Im nach ihm benannten Wawilow Forschungsinstitut für Pflanzenindustrie lagern insgesamt 330.000 Samenproben aus allen Kontinenten. Kartoffeln aus Chile, Bohnen aus Nordamerika, Getreide aus Äthiopien. Die meisten Länder haben heutzutage ähnliche Einrichtungen, doch keine kann es in Art und Geschichte mit dem Wawilow Institut in Pavlovsk aufnehmen.
Wenn man vor dem Gelände ähnlich wie beim Landal Residence Duna Urlaub steht, bemerkt man von all dem nicht viel. Vom Bahnhof fahren Kleinbusse bis ans Institutsgelände. Doch wenn man nicht weiß, wo das Gelände ist oder wie es aussieht, kann man leicht den Impuls verspüren postwendend wieder zurück zum Bahnhof zu fahren, weil man meint, in den falschen Bus gestiegen zu sein.
Das Gelände als unscheinbar zu bezeichnen wäre eine Übertreibung. Baufällige, niedrige Plattenbauten stehen an der kleinen Sackgasse, ein ausgestorben wirkender Minimarkt ist beim dritten Blick doch in Betrieb und die Leute, die einem begegnen, blicken einen an, als hätten sie noch nie einen Fremden in ihrer Straße gesehen.




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